Schellack – die harzige Substanz der kleinen Lackschildlaus

Ob als Politur, zur Restaurierung und Pflege von Möbeln, in der Medizin oder für die von 1900 bis in die 1960ger Jahre hergestellten Schallplatten: Schellack ist auch bis heute in zahlreichen Anwendungen zu finden. Dabei spielt die circa 5 mm kleine, weibliche Lackschildlaus die größte Rolle: Sie sticht die Rinde der Zweige vom Malabar-Lackbaum oder anderen Arten an und verarbeitet den Pflanzensaft zu einer harzigen Substanz, auch Gummilack genannt.

Gewinnung

Die Lackschildläuse Kerria lacca leben auf Malabar-Lackbäumen, Pappelbäumen oder anderen Pflanzenarten, die im indischen Subkontinent zu finden sind. Auf saftreichen, jungen Trieben der Bäume werden die Schildläuse gezüchtet, da sich die Tiere vom Pflanzensaft des Baumes ernähren. Die weiblichen Tiere, die in Kolonien leben, stechen die Rinde der Zweige an und nehmen erhebliche Mengen Pflanzensaft, auch Pholemsaft genannt, auf. Der von ihnen verarbeitete Saft der Wirtspflanze wird über ein Sekret ausgeschieden und bildet auf den Oberflächen der Zweige eine feste Kruste. Gleichzeitig wird mit der Harzschicht die Brut der Insekten vor extremen Temperaturen und vor Feinden geschützt. Da der Lebenszyklus des Insektes sechs Monate beträgt, kann zwei Mal im Jahr geerntet werden. Die Zweige mit dem Lack, auch Stocklack oder Gummilack genannt, werden abgeschnitten und das Harz wird von den Blättern getrennt. Das Produkt wird mehrfach gewaschen, umgeschmolzen und zu einer dünnen Haut ausgezogen. Nach dem Trocknen zerbricht die Haut und man erhält den Blätterschellack.

Blüte des Malabar-Lackbaums

Nutzung

Es gibt dunkelroten (Rubinschellack) und auch gelben (Lemonschellack) und viele andere Sorten, wobei der helle Schellack sich für die Farben- und Lackindustrie an besten eignet. Für ein Kilogramm Schellack benötigt man die Ausscheidungen von mehr als 300.000 Lackschildläusen. Mit dem AURO-Produkten classic edition Schellack samtmatt und Schellack glänzend bekommen Möbel und Musikinstrumente einen Schutz, da sie die Oberfläche natürlich abdichten. Während der Verarbeitung und bei sonstigem Gebrauch ist Schellack nicht gesundheitsgefährdend und bietet sich als erneuerbarer und gut abbaubarer Ersatz für erdölhaltige Lacke in der Holzverarbeitung an.

  • In der Restaurierung von Antik-Möbeln
  • Im Lebensmittelbereich: Beschichtung von Citrusfrüschten, im Zusammenhang mit Carnaubawachs als Überzugsmittel für Schokoladendragees, Nahrungsergänzungsmittel oder von Kaugummidragees, Stempelfarbe für Eier und Käseüberzüge
  • Als magensaftresistentes Überzugsmittel für Medikamente zur Verzögerung der Freisetzung
  • In  der Naturkosmetik als Bestandteil von Haarspray
  • Verwendung in Kunst, Kalligrafie, Grafik, Illustration, Comic: Zeichentusche und Ausziehtusche
  • hartes, zähes, plastisches Harz
  • hat gute filmbildende Eigenschafen
  • gute Haftung auf Oberflächen
  • hoher Glanz und Oberflächenhärte
  • hohe Abriebfestigkeit
  • ausgezeichnet UV-beständig

Der sogenannte Stocklack wird an die Körnerfabriken verkauft, wo er in einem Becher zerkleinert und anschließend im Rüttelverfahren durch ein Sieb Harz und Holz voneinander getrennt werden. Anschließend wird der wasserlösliche Farbstoff (Laccainsäure) ausgewaschen und der Lack – jetzt als Körnerlack bezeichnet - wird an der Luft getrocknet. Der verbleibende wasserunlösliche Farbstoff gibt dem Körnerlack die charakteristische Eigenfarbe. Nach erneutem Sieben wird der Körnerlack zum Rohstoff für die Schellackherstellung, für die es drei unterschiedliche Verfahren gibt:

  • wachshaltiger Schellack entsteht durch Schmelzfiltration
  • gebleichter Schellack entsteht durch Chlorbleichverfahren
  • Der von AURO verwendete wachsfreie Blätter-Schellack entsteht durch Lösemittelextraktion

Der Körnerlack wird in Alkohol (Ethanol) gelöst. Nach Verdampfen und Rückgewinnung des Alkohols wird der flüssige Schellack auf einem Abrollband zu einem Film gezogen, der beim abkühlen bricht und die typische Blätterstruktur ergibt. Je nach Art des eingesetzten Körnerlackes und dem Grad der Entfärbung durch die Aktivkohle können sehr helle bis dunkelrote wachsfreie Blätterschellacke hergestellt werden.


Die Lösemittelextraktion ist ein sehr schonendes und durch die Lösemittelrückgewinnung umweltfreundliches Verfahren zur Herstellung von Schellack.

Der Malabar-Lackbaum wächst im Grasland, in Buschwäldern und bewaldeten Gebieten Indiens Burmas und Sri Lankas. Auf den Vorbergen des Himalaya und in West- und Südindien
weitere Wirtspflanzen: Pappelbäume, Palas, Ber, Ghont, Kusum, Regenbaum    

Die Lackschildläuse leben auf Malabar-Lackbäumen, Pappelbäumen oder anderen Pflanzenarten. Die Zweige mit dem Lack werden abgeschnitten und das Harz wird von den Blättern getrennt. Das Produkt wird mehrfach gewaschen, umgeschmolzen und zu einer dünnen Haut ausgezogen.

AURO-Mitarbeiter Darren Whalley hat die Schellacke "glänzend" und "samtmatt" produziert und abgefüllt. Anschließend wurden die Gebinde etikettiert und verpackt.

Oft wird der Schellack bei Möbeln oder Musikinstrumenten eingesetzt. Hier beim Geigenbaumeister Matthias Vorbrodt im Geschäft in Braunschweig.