Vom exotischen Pflegeprodukt zum Farbanstrich - die Öl-Samen des Annattostrauchs

Im Amazonastiefland in Ecuador wächst der Annattostrauch oder Orleansstrauch, dessen färbende rötlich-gelbe Samen in der

Frauenkosmetik, als Gewürz und Lebensmittelfarbe zum Einsatz kommt. „lipstick tree“, also „Lippenstiftbaum“ ist auch die Bezeichnung der meist immergrünen Pflanze. Der rote Farbstoff Achiote, von den Shuar-Indianern „Ipiak“ genannt, wird aus den Samen des circa fünf Meter hohen Annattostrauchs gewonnen. Der frische Samen riecht veilchenartig und schmeckt würzig, jedoch nach dem Trocknen verliert er schnell an Aroma. Für den leicht blumigen Geruch sind die ätherischen Öle im Samen ausschlaggebend.

Ipiak-Frucht des Annattostrauchs

Das Mahlen der roten Farbe

Das Ipiak wurde von AURO als neuer Rohstoff entdeckt und wird als ergänzendes Pigment in der Wandlasurpflanzenfarbe eingesetzt. Die Shuar-Indianer gewinnen Achiote durch das Mahlen der Öl-Samen mit Speisestärke. Ohne Stärke würde beim Mahlen eine Paste entstehen, da der Öl-Gehalt sehr hoch ist.

Lasuren für ansprechende Wandgestaltung

Der kräftige rote Achiote-Farbstoff fand durch das AURO-Kontaktnetzwerk seinen Weg in die AURO-Rohstoffpalette und wird als Ergänzung des Farbspektrums in den classic edition Wandlasur-Pflanzenfarben bei den Farbtönen Ipiak-Rot (Gelbton), Reseda-Krapp-Orange und Cochenille-Rot eingesetzt.

  • Im Süden Mexikos und in Nicaragua nutzen die einheimischen Frauen den Samen, um dem Essen eine kräftige Farbe und ein besonderes Aroma zu geben. Dabei werden die Ölsaaten im heißen Öl erhitzt, sodass sich das Speiseöl rötlich verfärbt. Nachdem die Saaten entfernt werden, kann das Öl in Suppen oder beim Kochen von Reis dazugegeben werden. So verfärben die Frauen die Gerichte gelb bis rot, je nach der Menge, die dazugegeben wird.
  • Die Urgemeinde der Tsáchilas, ein indigenes Volk in Ecuador, nutzt Ipiak, um sich den Körper einzureiben; das Aroma der Öl-Saaten hält Insekten (insbesondere Mücken) fern. Dabei werden die Samen gemahlen und die Paste, die sich daraus ergibt, wird am ganzen Körper und in die Haare eingerieben. Das machen sowohl Erwachsene als auch Kinder.
  • Auch dient der Farbstoff bei den indigenen Völkern für kosmetische Zwecke als rote Körperbemalung, die zum Schutz gegen Sonnenbrand und zu spirituellen Zwecken aufgetragen wird. Frauen aller Altersgruppen nutzen den Farbstoff - beispielsweise wird in der Tradition des Volkes der Tsáchila Achiote zum typischen Färben der Haare verwendet.
  • Das aus Annatto gewonnene Bixin wird zudem heute immer häufiger in der modernen Kosmetik verwendet. So sorgt das Öl für eine geschmeidigere Haut und ein hoher Gehalt an Carotinoiden sichert zusätzlich wohltuende antioxidative Eigenschaften.

 

Gleichzeitig unterstützt AURO mit diesem Projekt die Shuar-Indianer in Ecuador, die diesen Farbstoff traditionell herstellen und nutzen. Die ersten Förderungen unternimmt AURO für den Kauf von Primärurwald, um diesen vor Vernichtung und Raubbau zu bewahren. AURO greift damit der Organisation „education biotropical“ unter die Arme, die westlich der Anden ein zu 96 Prozent zerstörtes Regenwald-Gebiet wieder kultivieren möchte. Um die Rechtssicherheit und nachhaltige Wirkung ihrer Arbeit zu sichern, kauft die Organisation das Land mit Spenden. Eine Forschungsstation, in der Biologen Pflanzen registrieren und forschen sowie sanfter Ökotourismus sind im Aufbau. Zum Schutz vor jagenden Siedlern bewachen die Shuar-Indianer mit freiwilligen Helfern aus aller Welt das Gebiet, um so eine ungestörte Rekultivierung zu ermöglichen. Hier wird neben vielen anderen Pflanzen auch der Annattostrauch wieder kultiviert, der den roten Farbstoff für die AURO Wandlasur-Pflanzenfarbe liefert.