Indigo - "König" der Farbstoffe
Indigo ist neben Krapp und Reseda einer der ältesten und wichtigsten bekannten, pflanzlichen Farbstoffe. Wie man aus Mumienfunden weiß, wurden schon 2000 vor Christus in Ägypten Bänder mit Indigo gefärbt. (Die Herkunft der Farbe ist Namensgebend von griech. „das Indische“). Die Heimat des Indigo ist abgesehen von Indien, im tropischen Afrika und China. Damals wurde der wertvolle Farbstoff als Kriegsbemalung von Körpern, zur Färbung von Textilien, in der Keramik oder zum Haarfärben eingesetzt. Dabei lässt sich an der tropischen Pflanze nirgends etwas Blaues feststellen - weder an den unpaarig gefiederten Blättern noch an den roten Schmetterlingsblüten. Das Geheimnis ist, dass alle Pflanzenteile, vor allem die Blätter, eine Vorstufe des Indigos enthalten: eine Zuckerverbindung, die sich Indican nennt. Erst nach der Ernte, Gärung und in Verbindung mit Luft erscheint ein tiefes Blau an der Grenze zum Violett.
Gewinnung der indischen Indigopflanze
Früher wie heute ist es eine komplexe Prozedur: Die Pflanzenteile der Indigofera werden zur Gärung in große im Boden eingelassene Becken mit weichem Wasser gegeben. Während der Gärung wandelte sich Indican in eine Farbstoff-Vorstufe (Indoxyl) um. Nach etwa 15 Stunden lässt man die nun gelbliche Brühe in ein tiefer gelegenes Becken ab. Dort wird die Flüssigkeit durch Schlagen und Rühren oder den Einsatz von Schaufelrädern gründlich umgewälzt, sodass ausreichend Sauerstoff hinzugefügt wird. Durch den Sauerstoff oxidiert das gelbe Indoxyl zum blauen Indigo. Da Indigo nicht wasserlöslich ist, setzt er sich am Boden oder als "Schaum" an der Oberfläche ab. Nun muss er nur noch eingesammelt und getrocknet werden, bevor er zu Blöcken gepresst wird. So fand der Indigo in praktischer Blockform seinen Weg nach Europa.
Bei AURO wird das indische Indigo, ein durch Fermentation gewonnener Extrakt der bengalischen Indigo-Pflanze, in der classic edition Wandlasur-Pflanzenfarbe Indigo-Blau und Indigo-Rotviolett eingesetzt.
In Europa wurde bis vor wenigen hundert Jahren der Färberwaid Isatis tinctoria zum Blau Färben genutzt. Auch aus dieser Pflanze ließ sich Indigo gewinnen. Im Europa des Mittelalters war der Färberwaid der mit Abstand wichtigste Farbstoff. Erst langsam wurde er durch den Indigo aus der Indigopflanze ersetzt, welche eine deutlich bessere Ausbeute (Gehalt fast 30 X höher) ermöglichte. Indigo wurde dabei nicht als Pflanze verschifft, sondern gleich vor Ort zu Farbstoff verarbeitet