Wachs vom Baum der Weisheit
Heutzutage erfährt das wertvolle Carnaubawachs von der brasilianischen Carnaubapalme, auch Fächerpalme genannt, eine Renaissance. Es erfreut sich immer größerer Beliebtheit, da das natürliche Wachs vielseitig einsetzbar ist und frei von jeglichen Duftstoffen. Als konsistenz- und glanzgebender Zusatz in Salben, Cremes und Lippenstiften oder auch als Bestandteil von Tabletten und Drageeüberzügen sowie in Pflegewachsen wird das hell gelbliche bis grüne Wachs der jungen Palmenblätter verwendet. Bereits die brasilianischen Tremebè-Indianer waren sich schon vor etwa 300 Jahren über die der vielseitigen Einsatzmöglichkeiten bewusst und bezeichneten die bis zu 15 Meter hoch wachsende Palme als "Baum der Weisheit". Die kommerzielle Bedeutung der Carnaubapalme entwickelte sich erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Insbesondere der Stamm und das Wachs entwickelten sich zum Exportschlager.
Vom Ernten und Gewinnen des Wachses
Das Carnaubawachs befindet sich vor allem an den jungen Blättern dieser Palme, sie sind von beiden Seiten mit zahlreichen Wachsschüppchen bedeckt. Das Blatt scheidet sie aus, um sich damit vor Verdunstung zu schützen. Durch das Abschaben oder Auskochen der Palmenblätter der Carnaubapalme wird das wertvolle Carnaubawachs gewonnen. Das Wachs, das unter den natürlichen Wachsen den höchsten Schmelzpunkt (circa 85° C) und einen hohen Flammpunkt (circa 300° C) hat, wird während der Trockenzeit abgebaut. Von September bis März schneidet man sechs bis acht Blätter von der Carnaubapalme ab. Durch das Schrumpfen der Blätter in der heißen Jahreszeit lockern sich die Wachsschüppchen. Diese werden nun abgeklopft oder maschinell entwachst. Durch Vorsortierung der Blätter nach Alter werden die verschiedenen Farbstufen des Wachses vorbestimmt.
Je älter die Blätter, desto dunkler das gewonnene Wachs. Bereits am Ernteort werden sie getrocknet und gedroschen oder aber feucht gehalten und zur Weiterverarbeitung in eine Fabrik gebracht. Eine Carnaubapalme produziert nur 150 - 180g Wachs pro Jahr. Dies entspricht einer Ausbeute von 5 g Wachs pro 100 g Blattmaterial! oder 1 kg Wachs wird aus 200 - 300 Blättern gewonnen. Das Wachs wird in Europa mit speziellen Verfahren gereinigt und gebleicht und somit zu schmutz- und wasserfreiem Carnaubawachs verarbeitet.
Bei AURO wird das Carnaubawachs bei der Herstellung vom classic edition Bodenpflanzenwachs, classic edition Bodenpflege, classic edition Schellack-Klarlack, samtmatt und in der classic edition Arvengeist-Möbelpolitur einsetzt. Es ergänzt durch seine besondere Härte die mechanische Belastbarkeit aller weichen Wachse. Fußböden und Möbel bekommen einen herrlichen Glanz.
- als konsistenz- und glanzgebender Zusatz in Salben, in der Kosmetik (zur Einstellung der Härte bei Lippenstiften)
- zur Zitrusfruchtbeschichtung (damit der Saft nicht verdunstet)
- Bestandteil von Tabletten und Drageeüberzügen sowie in Pflegewachsen
- zur Herstellung von Kerzen, Schuhcreme und Schallplatten
- als Politur in der Autoindustrie
- dient bei der Papierveredelung zum Glätten der Oberfläche
Ihren wissenschaftlichen Namen verdankt die Wachspalme (Copernicia prunifera) dem berühmten polnischen Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473-1543). Die Früchte der Palme, die einer Pflaume ähneln, beschreibt der Zusatz „prunifera“ (lat. prunum = Pflaume und –fer = tragend).
1824 wurde auf Initiative des Engländers James Frederick Clark die erste Ladung Wachs nach Europa verschifft. Bis zum zweiten Weltkrieg spielte der Export von Carnaubawachs nach Europa für viele brasilianische Orte eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Synthetische Ersatzstoffe auf der Basis von Erdöl verdrängten das Carnaubawachs und ließen diesen Exportbereich zusammenbrechen.